Theologie und Glaube-Themenheft bündelt Stellungnahmen zur anthropologischen Wende der Theologie

Das aktuelle Themenheft von „Theologie und Glaube“ widmet sich der anthropologische Wende in der Theologie und der Frage, was wir heute noch mit der Ausrichtung auf den Menschen im Glauben anfangen können. Ist diese Tendenz in der heutigen Zeit hinfällig oder kann man aus ihr noch etwas lernen, sie vielleicht sogar fruchtbar machen für künftige sinnstiftende Konzepte? Diese Fragen hat Prof. Dr. Aaron Langenfeld, Fundamentaltheologe an der Theologischen Fakultät Paderborn, einer heterogenen Gruppe von Theologinnen und Theologen gestellt, die in kurzen Stellungnahmen jeweils aus ihrer differenzierten Perspektive und im Hinblick auf ihre Disziplin darauf antworten. Das Heft kann über den Aschendorff Verlag bestellt oder online gelesen werden.
Es geht um das Problem der Hierarchisierung der Schöpfung Gottes, darum, dass mit der Hinwendung zu den Bedürfnissen des Menschen häufig nur ein bestimmter Mensch in den Blick genommen worden ist: Der europäische Mensch, der Mann, der vernunftbegabte Mensch – all diese Fokussierungen haben dazu geführt, dass mit der anthropologischen Wende große Teile der Schöpfung außen vorgelassen wurden. Nicht zuletzt mag sich das in den ökologischen Krisen dieser Zeit widerspiegeln, die zum Teil auch daher rühren, dass der ökonomisch orientierte Mensch sich selbst als abgekoppelt vom Rest des Kosmos betrachtet und die Zerstörung von Lebenswelten in Kauf genommen hat. Aber auch in Bezug auf Tierethik und Menschenrechte ist die Einteilung der Schöpfung neu auszuloten.
Aus ihren jeweiligen Disziplinen heraus diskutieren die Beitragenden Möglichkeiten, wie eine Theologie der Gegenwart mit dieser folgenreichen Verschiebung der anthropologischen Wende umgehen sollte. Dabei wird vor allem deutlich, dass das Thema für alle Bereiche, von der biblischen über die ökumenische Perspektive, kirchenhistorisch, in der Philosophie, der Theologischen Ethik und auch in muslimischen, rechtlichen und liturgiewissenschaftlichen Kontexten eine hohe Relevanz hat. Die anthropologische Wende scheint also nicht am Ende zu sein, sondern für viele Bereiche der Theologie einer Neuausrichtung zu bedürfen. Hierzu soll das Heft einen interdisziplinären Dialog eröffnen und Einblicke in verschiedene Argumentationen zum Umgang mit der anthropologischen Wende geben.