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Dies Academicus mit Pater Jörg Alt SJ

Klima - Kleber - Kirche. Was kann die Theologie zur Bewahrung der Schöpfung beitragen?

Unter diesem Titel veranstaltete der AStA nach coronabedingter Pause in diesem Jahr wieder einen „Dies Academicus“, an dem traditionell die reguläre Lehre ruht und sich die Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschule sowie Gäste unterschiedlicher Institutionen aus Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft mit einem richtungsweisenden Thema beschäftigen. Mit dem Klimawandel, den Klimaprotesten und den damit verbundenen Konsequenzen und Kontroversen stand in diesem Jahr ein topaktuelles Thema im Mittelpunkt des Tages. Der Tag startete mit einem Gottesdienst in der Universitäts- und Marktkirche. Auf einen Impulsvortrag folgten vier Workshops, die sich dem Thema Klimakrise aus unterschiedlichen Perspektiven annäherten. Zum Abschluss diskutierten alle Vortragenden miteinander und versuchten, eine Antwort darauf zu geben, was die Theologie tun kann, um zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen.

Den Impulsvortrag hielt Pater Dr. Jörg Alt SJ, Priester, Jesuit, Wissenschaftler und Aktivist der Klimaschutzbewegung. Der promovierte Soziologe ist seit 2009 Hochschulseelsorger in Nürnberg http://www.khg-nuernberg.de/ sowie Mitarbeiter der „Jesuitenmission“ in den Bereichen Forschung, Networking und Advocacy und arbeitet seit 2022 außerdem im Ukama-Zentrum der Jesuiten für die sozial-ökologische Transformation. Pater Alt studierte Theologie am Heythrop College der University of London (Bachelor of Divinity (BD)) und Philosophie an der Hochschule für Philosophie in München (Magister Artium (M.A.) in Sozialethik).

In seiner Keynote skizzierte Pater Alt die jetzige Situation des Klimawandels und identifizierte Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit als Haupttreiber der Krise. Dass die Folgen des Klimawandels in unserem Land noch nicht direkt spürbar wären, stufte er als eine der Hauptursachen für die gleichgültige oder ablehnende Haltung großer Teile der Bevölkerung ein. Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten der „Letzten Generation“, die durch ihren Protest und zivilen Ungehorsam versuchten, die Menschen wachzurütteln, würden durch Politik und Presse diffamiert und kriminalisiert. Ihr Ziel sei es aber, durch ihre Protestaktionen Konflikte zu erzeugen, die die Gesellschaft aktivierten, Einfluss auf Politik und Wirtschaft zu nehmen. Es sei, wie von Papst Franziskus in seinen Enzykliken „Laudato Si“ und „Fratelli tutti“ gefordert, ein kultureller und spiritueller  Wandel in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft nötig. Die 1,4 Milliarden Christinnen und Christen der Welt müssten aktiver werden z.B. durch caritative, humanitäre Nothilfe und Diplomatie, das Eintreten für Reformen und Sozialethik, das konsequente Leben von Alternativen wie Fairtrade, Verkehrswende, Deinvestition etc. Der Kirche könne die Rolle einer „moralischen Supermacht“ zukommen, die für eine gerechte Gesellschaft und Wohlstandswandel statt Wohlstandsverlust einträte, in der alle Menschen im Mittelpunkt stünden. Universitäten, Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen sieht Pater Alt in einer Vermittlerrolle. Sie sollten den jungen Menschen das Rüstzeug mitgeben, diesen kulturellen und spirituellen Wandel mitzugestalten.

Die vier folgenden Workshops beleuchteten das Thema Klimakrise aus unterschiedlichen Perspektiven. Michaela Maas, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pastoraltheologie, und Jonas Miserre, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, beschäftigten sich mit den Veröffentlichungen der Kirche zum Thema Ökologie und Gerechtigkeit von der Befreiungstheologie bis hin zum Pariser Klimaabkommen. Dabei stellten sie heraus, das besonders die Enzyklika „Laudato Si“ zu einer Bewusstseinsänderung in der Welt beigetragen habe. Dr. Mathias Jendrek, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Altes Testament, entfaltete mit den Teilnehmenden auf der Grundlage eines Ausschnitts aus der Apostelgeschichte die Relevanz des Satzes „Jedem so viel, wie er benötigte“ (Apg. 2,45)für die Haltungen und Forderungen der Christinnen und Christen an eine gerechte Wirtschaftspolitik und Sozialethik. Rektor Prof. Dr. Aaron Langenfeld näherte sich als Fundamentaltheologe der Thematik an, indem er das anthropologische Denken als Problem angesichts der Klimakrise identifizierte. Er diskutierte mögliche Lösungswege vor dem Hintergrund des Trans- und Posthumanismus, des Technikzentrismus und einer radikalen Kritik der instrumentellen Vernunft mit den Teilnehmenden. Alexander Kaiser, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Moraltheologie, stellte das Birth-Strike-Movement und den Antinatalismus  vor und diskutierte es mit den Teilnehmenden. Es wurde als eine Form des Protestes in der Klimabewegung identifiziert, die die Menschen guten Willens überfordere. Die Entscheidung über die Gründung einer Familie sei ein geschützter Raum und solle es auch bleiben, denn Kinder seien für viele Menschen eher eine starke Motivationsquelle, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Zudem gäbe es ohne Nachkommen keine intra- bzw. intergenerationale  Gerechtigkeit.

In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Moderator Benjamin Krysmann, Pressesprecher des Erzbistums Paderborn und Promovend der Fakultät, mit den Referentinnen und Referentinnen mögliche Antworten auf die Frage, was die Theologie tun kann, um zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen. Pater Jörg Alt forderte von den Kirchen, politischer zu werden, klare Standpunkte zu vertreten und über eigene Beiträge zum Klimaschutz zu berichten. Aaron Langenfeld sieht alle Kirchen in der Pflicht, an den gesellschaftlichen Rändern aufzuklären und damit auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt über das gemeinsame Handeln für den Klimaschutz zu stärken. Alexander Kaiser sieht die Moraltheologie in der Pflicht, Motivationspotenziale zu identifizieren, die Menschen zum Handeln bewegen und diese in den Diskurs einzubringen. Michaela Maas sieht die Seelsorge in der Pflicht, Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Matthias Jendrek und Jonas Miserre sehen in einer verständlichen Sprache den Schlüssel zu den Menschen und ihrem Handeln und stimmen mit Jörg Alt überein, die Kraft der Symbole zu nutzen und religiöse Vollzugsformen zu entwickeln, die auch außerhalb der katholischen Welt verstanden werden.

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