Neue Perspektiven auf das lukanische Doppelwerk

Neueste Ausgabe von „Theologie und Glaube“ beleuchtet das Doppelwerk – Lukasevangelium und Apostelgeschichte – aus unterschiedlichen Blickwinkeln

Aus der Fülle der Trends und Themen zum lukanischen Doppelwerk, die in der gegenwärtigen Forschung diskutiert werden, stellt das vorliegende Heft mit seinen fünf Beiträgen eine kleine feine Auswahl vor. Die Beiträge des Heftes, das Ende Februar beim Aschendorff Verlag erschienen ist, können in gewohnter Weise über den folgenden Link kostenfrei digital gelesen werden; außerdem kann das Heft als Print-Ausgabe für 14,80 € beim Aschendorff Verlag bestellt werden.

Das erste Heft des Jahrgangs 114 reiht sich, wie Herausgeber Prof. Dr. Daniel Lanzinger, Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament an der Theologischen Fakultät Paderborn, im Editorial anmerkt, in eine „Paderborner Tradition“ ein: Auch die verstorbene Professorin Maria Neubrand und andere frühere Inhaber dieses Lehrstuhls haben sich mit dem Evangelisten Lukas beschäftigt. Die Lukas- und Actaforschung gehört seit etlichen Jahrzehnten zu den dynamischsten und am intensivsten bearbeiteten Feldern der neutestamentlichen Exegese. Die Beiträge der Ausgabe beleuchten dessen Doppelwerk aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um den biblischen Text anschlussfähig für die heutige Lebenswelt der Menschen zu machen.

 

Prof. Dr. Andrea Taschl-Erber geht der Frage nach, ob die im Lukas- und Johannesevangelium präsentierten Frauenbilder und Geschlechterrollen Licht auf unterschiedliche Perspektiven in frühchristlichen Diskussionsprozessen zur Partizipation von Frauen an leitenden Funktionen werfen. Dabei zeigt sich, dass für Lukas einerseits eine hohe Aufmerksamkeit für die Lebenswelten von Frauen feststellbar ist, die aber andererseits mit einem Fokus auf konventionelle Geschlechterrollen einhergeht. Darin könnten sich textexterne Diskurse um Geschlechterrollen in den frühchristlichen Gemeinden spiegeln, die allerdings methodisch schwer zu greifen sind.

 

Prof. Dr. Daniel Lanzinger untersucht in seinem Beitrag, wie Lukas die Kommunikation zwischen narrativer Textwelt und der Lebenswelt der Leser(innen) in der Apostelgeschichte gestaltet hat. Er kommt zu dem Schluss, dass die Interventionen Gottes im Laufe der Apostelgeschichte seltener werden sowie inhaltlich an Konkretheit und erzähltechnisch an Unmittelbarkeit verlieren. Die Ermittlung des Gotteswillens, so seine Schlussfolgerung, bleibt am Ende eine Aufgabe der menschlichen Interpretation.

 

Alttestamentler Prof. Dr. Michael Konkel stellt eine Interpretationsvariante vor, die den Umgang der Evangelisten mit Zitaten aus dem Alten Testament nicht als antijudaistische Zensur beurteilt. Damit grenzt er sich entschieden von Ansätzen mit markionitischen Zügen ab und leistet einen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog.

 

Der Beitrag von Prof. D. Christian Blumenthal widmet sich dem zentralen Motiv der Gottesherrschaft in den beiden lukanischen Schriften. Der Evangelist Lukas nähert Himmel und Erde einander an und nimmt die Menschen in der Jesusnachfolge in die Verantwortung für die nachösterliche Gestaltwerdung der Gottesherrschaft.

 

Die Frage nach der Israel-Konzeption des Doppelwerks gehört seit vielen Jahren zu den strittigsten Themen der Lukasforschung. Prof. Dr. Karl Matthias Schmidt bereichert diese Debatte um einen neuen Aspekt, indem er in der Apostelgeschichte eine Reihe von Bezugnahmen auf den alttestamentlichen Sonderstatus der Leviten bei der Landverteilung aufzeigt und auswertet.

„Theologie und Glaube“ wird herausgegeben vom Professorium der Theologischen Fakultät Paderborn und erscheint vierteljährlich beim Aschendorff Verlag. Seit 1909 publiziert die Fachzeitschrift Beiträge und Rezensionen aus allen Disziplinen der Theologie und Philosophie und bietet damit ein breites Spektrum für alle Theologie-interessierten Leserinnen und Leser aus Praxis und Wissenschaft. Weitere Informationen unter www.theologie-und-glaube.de

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