In seinem Impulsvortrag formulierte Erzbischof Dr. Bentz klar: „Eine Kirche, die in sich ruhend als Anstalt der Wahrheit alle Mittel der Wahrheit in sich selbst hat, keiner Korrektur bedarf – eine societas perfecta, eine vollkommene Gesellschaft – eine solche Kirche braucht es heute nicht mehr.“ Stattdessen brauche es mehr denn je eine Kirche „als Zeichen, als Werkzeug, als Sakrament, als Instrument für die Einheit zwischen Gott und den Menschen, die Freude, Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen teilt.“ Seine Ausführungen gliederte er in drei Ebenen:
„Glaube beginne mit einer persönlichen Gottesbeziehung“, so Bentz. Doch dieser Glaube brauche irgendwann Gemeinschaft, Ausdruck und auch Korrektur. „Kirche ist der Raum, in dem persönlicher Glaube geerdet, gefeiert und bewahrt wird.“ Die Institution sei keine Einschränkung, sondern ermögliche überhaupt erst die Freiheit zu glauben – solange sie sich nicht zwischen Mensch und Gott stelle, sondern begleite und ermögliche.
Kirche brauche es auch als profilierte Stimme im Pluralismus, etwa durch ihre Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser. Dort schreibe sie christliche Werte in die Wertevielfalt der Gesellschaft ein – etwa durch ihr Menschenbild und den Fokus auf Maßstäbe jenseits des reinen Nutzens. „Kirche sucht nach den Lücken im sozialen Netz – und legt den Finger in die Wunde, wo Menschen hindurchfallen“, so Bentz.
Vor allem mit Blick auf bedrängte Christinnen und Christen im Nahen Osten betonte der Erzbischof die Bedeutung der Kirche als weltweite Gemeinschaft der Hoffnung. Sie verbinde Menschen über nationale Grenzen hinweg, stifte Solidarität und sei moralische Autorität im Dienst an den Schwachen.