Aaron Langenfeld als Referent bei der ersten Reli-Akademie im Erzbistum Paderborn

Wer bin ich? Schülerinnen und Schüler auf der Suche nach sich selbst bei der ersten ökumenischen Reli-Akademie

Was macht mich glücklich? Wie gelingt gutes Leben? Wofür brauche ich eigentlich Gott? Von wem lasse ich mir sagen, wer ich bin? – Das sind Fragen, die sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens stellt. Es sind die Kernfragen der Anthropologie, der Lehre vom Menschen. Mit diesen Fragen haben sich 29 Schülerinnen und Schüler zum Abschluss des Schuljahres vom 20. bis 22. Juni vertieft beschäftigt. Für drei Tage kamen sie im Bildungshaus Liborianum in Paderborn zusammen – zur ersten ökumenischen Reli-Akademie im Erzbistum Paderborn. Auf dem Programm standen Vorträge, Workshops, Begegnung und Austausch. Veranstaltet wurde die Akademie in Kooperation des Erzbistums Paderborn, des Bildungs- und Tagungshauses Liborianum, des Schulreferats des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn sowie der Universität Paderborn.

Mittelpunkt des ersten Tags war ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Aaron Langenfeld, Professor für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät in Paderborn. Er führte die Schülerinnen und Schüler zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Fragen nach dem Glück und nach Gott. Denkanstöße gab es dabei von den Philosophen Immanuel Kant und Friedrich Nietzsche, über die im Plenum ausführlich diskutiert wurde.

Am zweiten Tag ging es dann von der Theorie zur Praxis. Zur Wahl standen den Schülerinnen und Schülern verschiedene Workshops zu den vier Blickwinkeln Glück, Gutes Leben, Gott und Gesellschaft. Im Workshop zur Frage „Von wem lasse ich mir sagen, wer ich bin?“ machten sich die Teilnehmenden u.a. Gedanken über ihre eigenen Welten und welche Personen, Hobbys, Erfahrungen und Werte ihnen darin wichtig sind. Dabei hatten die Welten alle eins gemeinsam: Familie und Freude haben höchste Priorität. Auch Gott sollten die Schülerinnen und Schüler in ihr Weltbild einbauen. Seine Position hat sich bei den meisten je nach Lebenssituation verändert. Schließlich machten sich die Teilnehmenden darüber Gedanken, was ihnen die verschiedenen Menschen aus ihrem sozialen Umfeld und auch Gott in ihrem Leben sagen und welche Stimme dabei am lautesten für sie ist.

Noch einen Schritt praktischer wurde es dann am dritten Tag. Hier ging es um das „Machen“. Die erarbeiteten Inhalte aus den Workshops wurden medial aufbereitet – in Form von Podcasts. Entstanden sind ganz verschiedene Formate, von einer Umfrage zum Thema Glück unter den Passanten des Paderborner Wochenmarkts, über kreative Textbeiträge bis hin zur Aufbereitung von wissenschaftlichen Facts – insgesamt eine Vielfalt von Anstößen zum weiteren Nachdenken über die großen Fragen des Lebens.

Zum Abschluss bündelte Aaron Langenfeld im zweiten Teil seines Impulsvortrags die Überlegungen der vergangenen Tage und rückte die Frage in den Mittelpunkt: Wie gelingt aus christlicher Sicht ein Ja zum Leben? Er verdeutlichte, dass aus christlicher Perspektive Beziehungen zu anderen Menschen unbedingt notwendig sind, um Ja zum Leben sagen zu können: „Es ist ein Faktum des Menschseins, das man nicht bestreiten kann, dass ich vom Anderen her meine Lebensmöglichkeiten entdecken kann.“ Und das, was es Christinnen und Christen ermöglicht, das Leben zu lieben, ist Jesus Christus selbst. Der Mensch kann nur mit Hilfe von anderen Menschen und seiner Umwelt Ja zum Leben sagen. Auf den Punkt gebracht: Das Ja zum Leben verwirklicht sich in Beziehungen. Deutlichster Ausdruck dafür ist die Dreifaltigkeit Gottes. Gott ist selbst das In-Beziehung-Sein in Vater, Sohn und Heiligem Geist.

Welche Erfahrungen bleiben von den drei Tagen wissenschaftlichen Inputs, tiefgehender Gespräche und Diskussionen. Für Sven (17) und Jan (16) waren die Workshops und der Austausch in kleinen Gruppen das Highlight der Akademie. Dort konnten sie über Fragen nachdenken, die ihnen sonst gar nicht so bewusst waren. Im durchgetakteten Schulalltag sei oft nicht viel Raum für solche persönlichen Diskussionen. Adelina (17) hatte sich mit der Hoffnung angemeldet, bei dieser Veranstaltung Menschen zu treffen, die so ähnlich denken wie sie, mit denen sie sich austauschen und neue Kontakte knüpfen kann. Ihr Fazit: „Diese Erfahrungen, die man hier macht, sind wirklich lohnenswert. Man braucht gar keine Angst haben, hier offen zu reden, weil ich nicht das Gefühl habe, dass hier irgendeiner irgendwen verurteilen würde.“ Auch Levin (17) betont, dass er besonders die Freiheit geschätzt hat und die Möglichkeiten zur Diskussion, vor allem auch zwischen den Arbeitseinheiten bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Bei der Reli-Akademie war es ausdrücklich gefragt, die eigene Meinung zu äußern und darüber zu diskutieren. Das kommt für Levin im Schulunterricht oft zu kurz.

Mitveranstalter Dr. Werner Sosna, Bildungsreferent im Liborianum, zieht stellvertretend für das ganze Leitungsteam eine positive Bilanz. Anliegen der Veranstalter war es, den Teilnehmenden zu vermitteln, „dass Religion und Glaube mit guten Gründen im eigenen Leben verortet werden können. Auch an jungen Menschen gehen ja die aktuellen Debatten und Konfrontationen um die Sinnhaftigkeit des christlichen Glaubens nicht spurlos vorbei. Hier einen Ort der Vergewisserung anzubieten, gehörte mit zu unserem zentralen Anliegen. Dass das gelungen ist, zeigt das positive Feedback der Teilnehmenden. Sosna verdeutlicht: „Interessant war für uns im Leitungsteam die Rückmeldung, dass es für die Schülerinnen und Schüler eine wirklich tolle Erfahrung war, sich so frei und zeitintensiv mit den Fragestellungen der Blickwinkel zu befassen.

Text: Theresa Oesselke

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