Prof. Dr. Massimo Faggioli, Professor für Theologie und Religionswissenschaften an der Villanova University Pennsylvania, hielt am Freitag, 25. Juli 2025, die erste Vorlesung im neuen Veranstaltungsformat Libori Lectures. Im Audimax der Theologischen Fakultät Paderborn (ThF) sprach er vor Gästen aus Wissenschaft, Kirche und Öffentlichkeit zum Thema Hope Beyond Utopia And Dystopia. Gaudium Et Spes Today.
Rektor Aaron Langenfeld begrüßte unter anderen Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Bischof Shane Mackinlay (Sandhurst; des. Brisbane), Generalvikar Dr. Michael Bredeck, Weihbischof Manfred Grothe, Domprobst Monsignore Joachim Göbel, Regens Michael Menke-Peitzmeyer, Domvikar Tobias Hasselmeyer, Sebastian Hauser (Freie Evangelische Kirche Paderborn) und Dr. Michael Haas, Präsident des Landgerichts Paderborn. Mit dem Format der Libori Lectures setzt die Theologische Fakultät Paderborn gemeinsam mit dem Möhler-Institut für Ökumenik einen theologisch-akademischen Auftakt zu den Feierlichkeiten des Liborifests.
„Die Libori Lectures werden an Personen vergeben, die die Bedeutung der Theologie in besonderer Weise verkörpern. Sie sind bewusst im Rahmen der Libori-Feierlichkeiten angesiedelt, um die Verankerung dieser Bedeutung im gelebten Leben der Kirche zu betonen“, sagte Rektor Aaron Langenfeld. Prof. Dr. Christian Stoll, Leitender Direktor des Möhler-Instituts für Ökumenik und Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und Dogmengeschichte hob in seiner Vorstellung des Redners hervor: „Mit Massimo Faggioli haben wir einen Redner für die Libori Lectures gewonnen, der die Bedeutung von Theologie für Glaube, Kirche und Gesellschaft immer wieder hervorgehoben und unter Beweis gestellt hat.“
Professor Faggioli unterschied in seiner Vorlesung die christliche Hoffnung von den in der Gegenwart kursierenden Formen von Utopie und Dystopie. Wer hofft, lasse sich nicht von apokalyptischer Untergangstimmung lähmen. Er verbreitet auch keine Fortschrittsideologie oder pflegt einen naiven Optimismus. Die christliche Hoffnung gründet auf der Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi. Sie blendet Leid und Schmerz nicht aus, lässt ihnen aber nicht das letzte Wort. „Hoffnung“, so zitierte Faggiolio den australischen Rockmusiker Nick Cave, „ist Optimismus mit einem gebrochenen Herzen.“
Faggioli warnte vor technologiebasierten elitären Projekten im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz oder Plänen zur Weltraum-Besiedlung, die nur wenigen zugänglich seien und Verzweiflung für viele bedeuten. „Eine Fluchtmöglichkeit für wenige ist immer eine Falle für die vielen“, fasste Faggioli zusammen.
Der Theologe betonte, dass die christliche Hoffnung für alle eintritt. Dennoch ist sie von Fortschrittsideologien zu unterscheiden: Sie sei eine Meta-Hoffnung, die das Scheitern nicht ausblendet, aber an das Leben glaubt. „Hoffnung ist harte Arbeit, die durch Übung und Disziplin kultiviert wird“, so Faggioli. „Sie ist keine Vorwegnahme der Zukunft, sondern eine Kraft, die die Zukunft gestaltet.“
Eine theologisch fundierte und zugleich weltoffene Theologie der Hoffnung sieht Faggioli in bleibend gültiger Weise in der Konzilskonstitution „Gaudium et spes“ des Zweiten Vatikanischen Konzils verankert. Entgegen mancher Kritik sei das Konzil keinem naiven Fortschrittsoptimismus aufgesessen. Auch sei „Gaudium et Spes“ kein Teil der Konzilstexte, den man vernachlässigen könne. Vielmehr gebe es zahlreiche intertextuelle Bezüge zu anderen Dokumenten des Konzils, die zeigen, dass die Konzeption von „Gaudium et Spes“ das Konzil insgesamt geprägt hat.
Der Vortrag wird in der theologisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift Theologie und Glaube der Theologischen Fakultät Paderborn veröffentlicht.
Musikalisch umrahmt wurden die Libori Lectures von Sebastian Pietsch, Referent für Kooperation und Forschung an der ThF, am Flügel und Therese Bergmann, Sopran.