Im Frühjahr dieses Jahres waren liturgische Erfahrungen wie die Feier des Gottesdienstes vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie nach dem ersten Lockdown von jetzt auf gleich nur noch digital möglich. Priester feierten die heilige Messe allein oder mit einigen wenigen, die stellvertretend für die Menschen der Gemeinde anwesend waren. Die Gläubigen konnten den Gottesdienst per Livestream oder zeitversetzt mitfeiern. Diese quasi aus dem Stand geleistete Digitalisierung der Liturgie, die so ganz anders ist als der klassische, inszenierte Fernsehgottesdienst, rückt das Thema Liturgie und Medien plötzlich in die Mitte des theologischen Diskurses und wirft Fragen nach den Grenzen und den Kriterien der Übertragbarkeit gottesdienstlicher Handlungen und nach sinnvollen Formen der dabei möglichen Teilnahme auf: Kann man auch online zu Gott gelangen?
Liturgiewissenschaftler Kopp sieht in einem Interview mit der Kirchenzeitung seiner Heimatdiözese Gurk zwar die intentionale Mitfeier von Gottesdienstübertragungen auch via Livestream als einen Wert, der gerade in diesem Jahr wichtiger geworden ist, und ist beeindruckt, wie professionell das zum Teil ermöglicht wurde. „Wenn das in der Praxis allerdings zum Normalfall würde, wäre damit eine wesentliche Dimension der Liturgie verdunkelt – die leibliche, sinnenfällige, präsentische, ohne die es nicht geht“, erklärt Professor Kopp. Die Sakramente haben eine notwendige menschliche und – im wörtlichen Sinn – materielle Dimension.
Die jüngsten Entwicklungen haben dennoch einen verstärkten Digitalisierungsschub gebracht, aus dem man für die Zukunft etwas lernen kann. „Ich denke, dass wir auf den Erfahrungen der gegenwärtigen Zeit aufbauen und das Gute behalten bzw. weiter ausbauen sollten. Gerade unter dem Eindruck der letzten Monate und mit dem damit verbundenen Digitalisierungsschub sind die Themen Digitalität, Medialität und auch Virtualität für Liturgie und Kirche der Gegenwart und Zukunft wichtiger geworden“, führt Stefan Kopp weiter aus: „Sie sind für mich eine Ergänzung zu leiblicher Präsenz, die für die Kirche sowie für ihre Liturgie und Pastoral essenziell sind.“ Die Kirche sollte hier umso mehr ermutigen, „hybride“ Formen zu fördern, also Formen in Präsenz und digital, die sich ergänzen. „Der Auftrag des Herrn sollte – im wahrsten Sinne des Wortes – ‚medial‘, also mit allen heute zur Verfügung stehenden Mitteln, unter Berücksichtigung der aktuell geltenden gesetzlichen Regeln, erfüllt werden,“ ist die Forderung von Professor Kopp: „Unser Tagungsband kann hier eine gute theoretische Fundierung zur kirchlichen Medialität liefern und damit Räume des Austausches und hoffentlich auch Orientierung für die Praxis bieten.“ Er verweist damit auf seine jüngste Publikation.