Mehr als 50 % der Priester sind über 65 wie sehen sie ihre Rolle in der Gemeinde

Das Themenheft diskutiert psychische und spirituelle Faktoren der Lebenszufriedenheit im Alter und untersucht die Situation von Seniorpriestern.

Wie werden Priester nach ihrem Ruhestand betrachtet – von ihrem Bischof, von der Gemeinde, von den Mitgliedern der pastoralen Teams, in denen sie gearbeitet haben? Und wie fühlen sie sich selbst in ihrer Rolle als „Seniorpriester“? Diesen Fragen gehen die Herausgeber des aktuellen Themenheftes von „Theologie und Glaube“ nach. In Studienergebnissen, kirchenrechtlichen Einordnungen und persönlichen Einschätzungen präsentieren sie einen Überblick über das Themenfeld „Seniorpriester“ und ordnen die Zusammenhänge humanwissenschaftlich ein.

Zentral wird in der Ausgabe die Deutsche Seelsorgestudie mit insgesamt 4154 befragten Priestern im Hinblick auf das Wohlbefinden und die Selbsteinschätzung von Seniorpriestern (ab 65 Jahren) ausgewertet. Die Gruppe macht zum heutigen Zeitpunkt mehr als 50 % der Priester in der Katholischen Kirche aus. Die Studie belegt, dass ein Drittel der Seniorpriester bis zu ihrem 75. Lebensjahr – häufig aufgrund von Personalmangel – im aktiven Dienst bleiben anstatt mit 70 in den Ruhestand zu gehen. Die Ergebnisse zeigen außerdem an, dass sich mit zunehmendem Alter zwar die Gesundheit der Seniorpriester verschlechtert, ihre mentale Zufriedenheit und ihr Stressempfinden aber im Gegensatz zu jüngeren Priestern erheblich sinkt. Die Autor:innen der Studie untersuchen entsprechend, auf welche Faktoren diese Wahrnehmung zurückzuführen ist und wie in Zukunft damit umgegangen werden könnte.

Der Beitrag von Hans-Werner Wahl bietet darüber hinaus eine grundlegende Einschätzung zu den psychologischen Implikationen des Alterns: Anhand von Ergebnissen der aktuellen Alternsforschung stellt er eine Gewinn- und Verlustrechnung im Alter auf und weist darauf hin, dass die demografische Gruppe der 65–80-Jährigen heute ein völlig neues Verständnis des Alterns notwendig macht: „Sie sind körperlich und kognitiv so leistungsfähig wie nie zuvor, sie sind ‚agentisch‘, wollen also ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, und sie weisen im Mittel den historisch höchsten Bildungs- und kognitiven Leistungsstand auf.“

Der insgesamt gestiegenen Produktivität und Leistungsfähigkeit der Kohorte älterer Menschen steht die dennoch häufig nachlassende geistige und motorische Leistungsfähigkeit gegenüber. Wie also mit der speziellen Gruppe der alternden Priester umgehen, die sich zwar offiziell zur Ruhe setzen dürfen und sollen, gleichzeitig jedoch angesichts ihrer Lebenserfahrung und der sinkenden Zahlen der Hauptbeschäftigten in kirchlichen Teams weiterhin einen wertvollen Beitrag leisten könnten? Dazu sollen die Beiträge des Themenheftes Anregungen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen.

„Theologie und Glaube“ wird herausgegeben vom Professorium der Theologischen Fakultät Paderborn und erscheint viermal im Jahr. Neben Themenheften werden auch weiterhin offen gestaltete Ausgaben wie die aktuelle herausgegeben, die verschiedene theologische und philosophische Beiträge zusammenstellen.

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