Professor Jacobs hält Impuls bei der Priesterwallfahrt des Bistums Münster

Priester sollten sich als ‚Gottesmänner im Dienst der Menschen‘ verstehen und handeln.

Zu einer Wallfahrt vom Kloster Gerleve nach Billerbeck auf dem Sint-Luers-Weg hatte der Priesterrat im Bistum Münster aus gegebenem Anlass eingeladen, denn in diesem und im kommenden Jahr werden erstmals keine neuen Priester im Münsteraner St.-Paulus-Dom geweiht. Gut 60 Teilnehmende – Priester aus dem ganzen Bistum sowie Studierende aus dem Borromaeum – folgten auf der Pilgerstrecke dem letzten Weg des heiligen Ludgerus, Gründer und erster Bischof des Bistums Münster. In der Abteikirche in Gerleve gab Prof. Dr. Christoph Jacobs, Lehrstuhlinhaber für Pastoralpsychologie und Pastoralsoziologie an der Theologischen Fakultät Paderborn,  den Teilnehmenden in seinem gut 40-minütigen Impuls zum Priestersein heute in einer sich verändernden Zeit zahlreiche Gedanken mit auf den Weg.

„Ich sehe die Zeit, in der wir leben als eine spannende Zeit. Sie ist eine Zeit, in der nichts bleibt wie es war. Ich persönlich mag diese Zeit. Denn sie steckt voller spannender Möglichkeiten“, sagte Professor Jacobs, der seit mehr als 20 Jahren in der Priesterbegleitung und -ausbildung tätig ist. Wichtig sei es zu verstehen, dass die priesterliche Identität dynamisch sein müsse und erst so aktuell und kraftvoll werde. Wer heute Priester sei oder sich mit dem Gedanken trage, Priester zu werden, entscheide sich für eine „exotische“ und risikoreiche Lebensform. „Ich selber bin fest überzeugt: Wenn wir das Priestersein nicht als Machtposition, sondern als Dienstamt verstehen, sind wir als Priester nicht überholt, sondern haben eine fruchtbare Zukunft. Ich möchte anbieten, dass wir uns als ‚Gottesmänner im Dienst der Menschen‘ verstehen und handeln. In einem solchen Verständnis würden wir zum selbstverständlichen Bestand der Kirche und zum Alltag der Menschen gehören“, ist er überzeugt.

Das Leben als Priester müsse als fortwährender Prozess von Berufung begriffen und die priesterliche Existenz als dialogisches Geschehen zwischen „mir und Gott und den Mitmenschen“ verstanden und alltäglich gelebt werden. Kirche müsse sich dialogisch neu verstehen. „Nicht Selbstvergewisserung durch Abgrenzung, sondern Selbstfindung durch Öffnung. Die Identitätsfindung der Kirche geschieht daher in einer doppelten Bezogenheit: zu Gott und zum Menschen“, betonte der 64-Jährige. Die Bedeutung der Eucharistie als Ort der Wandlung und der Sendung müsse neu entdeckt werden, nicht als Rückzugsraum, der den Priestern vorbehalten sei, sondern „wir richten uns und alle Gläubigen aus auf die Sendung der Kirche in die Welt. Und zwar auf eine Welt, die im Wandel begriffen ist und – ganz wichtig – uns in diesen Wandel hineinnimmt.“ Das Priesteramt sei ein „Amt in Beziehung“ und als „Amt in Vielfalt“ wertzuschätzen.

Aber Seelsorge brauche auch Selbstsorge. Beides gehöre untrennbar zusammen. Wichtig sei es, den Zielpunkt des Lebens als Dienst am Menschen zu definieren „Die Menschen werden uns abnehmen, dass wir als Priester ‚Gottesmänner‘ sind, wenn wir uns zu ihnen begeben und sie wie Jesus fragen: ‚Was soll ich dir tun?‘“ Wer Priester sei oder werden möchte, brauche dafür ein „brennendes Interesse am Alltag der Menschen.“ Berufung sei kein Besitz, sondern ein dynamischer Prozess. „Sie wächst immer neu aus der Kraft der Aufmerksamkeit für die eigene persönliche Gottesbeziehung und den eigenen Auftrag in der Welt von heute“, sagte Jacobs. Er sehe Pfingsten als Kraftort: „Der Geist Gottes stiftet immer wieder einen neuen Anfang.“

Text: Pressedienst Bistum Münster

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