Prozesse der Distanzierung von der Kirche, oft verbunden mit oder ausgelöst durch enttäuschende oder verletzende Erfahrungen mit kirchlichen Akteuren oder Institutionen, führen vielfach zu einer trennenden Unterscheidung: Menschen erklären ihren Abschied von der Kirche, betrachten sich aber dennoch als gläubig bzw. religiös. „Ich kann meine Religion auch ohne Kirche leben“ – so lautet eine häufig zu hörende Selbstdeklaration. Es stellt sich freilich die Frage, ob es religiöse Einstellungen und religiöses Leben wirklich langfristig geben kann ohne den strukturellen Rahmen einer kirchlichen Organisation. Und wenn nicht, schließt sich die Frage an: Wie muss eine institutionelle Kirche gestaltet sein, wenn sie Menschen heute einen Rahmen oder Anregungen für ihre persönliche Spiritualität bieten soll?
Dr. Christiane Bundschuh-Schramm, seit 2014 Diözesanreferentin für Kirchenentwicklung und Glaubenskommunikation in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.