Die Lage der Kirchen in Deutschland ist bekannt; es steht nicht gut um sie. Sämtliche Parameter der Kirchenbindung weisen teils gravierend rückläufige Zahlen auf. Die damit angezeigten Phänomene, gemeinhin unter den pauschalen Diagnosebegriff „Säkularisierung“ gefasst, setzen die Titelfrage der diesjährigen Montagsakademie „Wozu noch Kirche?“ mit Wucht auf die Tagesordnung. Bei aller scheinbaren Eindeutigkeit verbergen sich hinter den Daten aber häufig vielschichtige, heterogene Faktoren und Tendenzen. Eine realitätsgerechte Beschreibung der Lage der Kirche in unserer Gesellschaft setzt also eine differenziertere Analyse der beobachtbaren Entwicklungen voraus. Die Vorlesung dient einer solchen speziell auf die christlichen Kirchen bezogenen, also christentumssoziologischen Analyse.
Prof. em. Dr. Dr. h.c. Karl Gabriel, 1998–2009 Professor für Christliche Sozialwissenschaften und Direktor des Instituts für christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster.