Viele Menschen distanzieren sich zwar von Sozialformen, Normen und Instanzen der Kirche, legen aber nach wie vor hohen Wert darauf, Lebenswenden in Form eines Sakraments zu begehen. Bis heute verstummen in Theologie und Kirche nicht jene Stimmen, die ihnen „Missbrauch kirchlicher Vollzüge“, „bequemes Auswahlchristentum“ oder „Service-Mentalität“ vorwerfen. Diese weithin unverstandene Mehrheit der Distanzierten hat jedoch Anspruch darauf, dass man sie ernst nimmt. Es widerspräche der Grundüberzeugung des christlichen Glaubens, ihnen Sakramente zu verweigern; und diese Menschen gehen mit den Sakramenten gerade nicht unbedacht-beliebig, sondern reflektiert und wertschätzend um.
Prof. Dr. Johannes Först ist seit 2018 Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg. In seinen Forschungsarbeiten beschäftigt er sich u. a. mit der Sakramentenpastoral in einer säkularisierten Gesellschaft aus christlicher und jüdischer Perspektive sowie mit Leitungsmodellen des pastoralen Raums.