Dietrich von Fürstenberg und die Academia Theodoriana

Gesprächsabend anlässlich der Edition der Dokumente zur Gründung und Frühgeschichte

Die Herausgeber des Bandes, Prof. i.R. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern, ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Fundamentaltheologie, und Dr. Gerhard Franke, veranstalteten gemeinsam mit Prof. Dr. Hermann-Josef Schmalor, Lehrstuhlinhaber für Bistumsgeschichte, und stud. phil. Nils Wilzki einen Gesprächsabend über das Editionsprojekt zur „Academia Theodoriana“.

Rektor Prof. Dr. Aaron Langenfeld eröffnete den Abend und dankte zu Beginn Prof. i.R. Dr. Meyer zu Schlochtern, Dr. Franke, Prof. Dr. Schmalor und Nils Wilzki für ihre Arbeit über die Geschichte der Theologischen Fakultät bzw. der ehemaligen Academia Theodoriana.

Professor Meyer zu Schlochtern gab als erster Redner einen kurzen Einblick in die bisherige Lage der Dokumente, die bspw. auch Eingang in die Festschrift anlässlich des 400jährigen Bestehen gefunden hatten. Einige Urkunden seien damals jedoch nicht berücksichtigt oder wenig ausführlich bearbeitet worden, sodass eine Neu-Editierung dieser Schriftstücke aus der Gründungszeit der Fakultät zwar schon seit langem geplant, jedoch nun erst umgesetzt und abgeschlossen werden konnte.

 

2016 habe sich eine Gruppe zusammengefunden, um dieses Projekt anzugehen. Dabei hatte man auf die Übersetzungen von LRegSchulDir. i.R. Gerhard Ludwig Kneißler zurückgreifen können, die dieser, so zu Schlochtern, dankenswerterweise noch vor seinem Tod hatte fertigstellen können. Er würdigte in diesem Zuge die Arbeit und das Engagement von Kneißler für das vorliegende, nun abgeschlossene, Projekt.

Die neue Edition der Texte ermögliche es nun auch Studierenden, die des Lateinischen weniger mächtig seien, eine Arbeit mit den Urkunden und Zeugnissen aus der Zeit der Gründung der Jesuiten-Hochschule.

An die Einführungen von Professor Meyer zu Schlochtern schloss sich Dr. Franke an. Er gab anhand einiger ausgewählter Urkunden einen Überblick über die verschiedenen Schriftarten und Handschriften sowie die grafische Ausgestaltung der Schriftstücke. Dabei verwies er auf mögliche Rückschlüsse bspw. auf den Verfasser oder Schreiber der jeweiligen Urkunden. So seien viele der das Jesuiten-Kolleg betreffenden Urkunden direkt in Paderborn verfasst worden. Auch wies er Schwierigkeiten hin wie etwa heute ungebräuchliche oder unverständliche Abkürzungen im Lateinischen, die eine Arbeit mit den Texten zusätzlich erschwert hätten.

Nils Wilzki, Studierender an der Universität Paderborn, stellte anschließend auszugsweise seine Magisterarbeit vor, in der er sich mit dem Panegyrikus als Teil der neuen Edition auseinandersetze. In diesem werde die Vorgeschichte der Academia Theodoriana aus Sicht der Jesuiten dargelegt. Dabei legte Wilzki den Fokus auf die Selbstdarstellung der Jesuiten. Diese hätten sich als die primären Förderer der Rekatholisierung und als Verfechter des katholischen Glaubens in Paderborn verstanden.

Als vierter Redner gab Professor Schmalor einen Überblick über den Studienbetrieb der jungen Akademie. Insbesondere schaute er auf die ersten Promotionsverfahren ab 1617 und die Aufbereitung der jeweiligen Arbeiten. Einen Fokus legte er auf die damaligen Thesenblätter, mit denen zur Verteidigungen der Promotionsarbeiten eingeladen wurde. Diese waren mit großem Aufwand als Kupferstiche produziert und z.T. über viele Jahre verwendet worden. Außerdem rekonstruierte er anhand von Berichten und Inventarlisten die Feierlichkeiten, die anlässlich der Verleihungen der erworbenen akademischen Grade stattgefunden hatten.

Abschließend gab Professor Meyer zu Schlochtern noch einen kurzen Ausblick auf offene Fragen hinsichtlich der verschiedenen Bräuche rund um die Promotion. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen Kleidung und Hüte, die die Promovenden während der Verleihungsfeierlichkeiten getragen haben könnten. Er verwies dabei sowohl auf eine nur schwache Quellenlage vor Ort als auch auf Bräuche etwa zur selben Zeit an anderen Universitäten. Er regte an, diese Tradition weiter zu untersuchen und so eventuell verlorene Rituale der Theologischen Fakultät wieder zu entdecken und möglicherweise in die heutige Zeit zu übertragen.

Kontrabassist Vsevolod Bukhalo gestaltete den Abend musikalisch mit einer Auswahl an Stücken, die zur Zeit der jungen Academia Theodoriana komponiert worden waren.

Text und Fotos: Jonas Sievers

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