Die auch in diesem Wintersemester digitale Montagsakademie der Theologischen Fakultät Paderborn unter Leitung von Prof. Dr. Herbert Haslinger stellt „Denkerinnen und Denker, die uns heute etwas zu sagen haben“ in den Mittelpunkt. In der dritten online-Vorlesung am 8. November 2021 um 18 Uhr spricht Schwester Dr. Makrina Finlay OSB, zugeschaltet aus der Abtei St. Scholastica in Dinklage, über Makrina die Jüngere. Schwester Makrina ist Kunsthistorikerin und hat an der Oxford University in London promoviert.
Selbst in theologischen und kirchlichen Fachkreisen ist Makrina die Jüngere bis heute unbekannt. Mit ihr tritt eine jener vielen Frauengestalten vor Augen, die im Laufe der Theologie- und Kirchengeschichte von dominanteren Männergestalten in den Hintergrund gedrängt worden sind. Sie war die ältere Schwester des Basilius des Großen und des Gregors von Nyssa, jener beiden Kirchenväter, die gemeinsam mit Gregor von Nazianz – angelehnt an ihre Herkunft – als „die drei großen Kappadokier“ firmieren. Nach dem Tod ihres Verlobten entschied sich Makrina bewusst dafür, nicht mehr zu heiraten, und gründete zusammen mit anderen Frauen eine Klostergemeinschaft, übrigens noch vor der berühmten Klostergründung ihres Bruders Basilius. Als theologische Denkerin verfügte sie offensichtlich über eine ähnliche Potenz und Kompetenz wie ihre beiden Kirchenväter-Brüder. Gregor von Nyssa bezeichnete sie als seine Lehrmeisterin. Nicht ohne Grund titulieren sie deshalb manche als „vierte Kappadokierin“.