Ausstellung „Portrait und Landschaft. Altgläubige aus dem Gebiet von Nischni Nowgorod“ eröffnet

Die Theologische Fakultät Paderborn zeigt bis zum 7. Februar Fotografien des russischen Künstlers Lev Silber.

Gestern Abend eröffnete Professor Dr. Josef Meyer zu Schlochtern vor rund 60 Gästen die Fotoausstellung des russischen Fotografen Lev Silber. Gezeigt werden Portraits und Landschaften, die der Künstler im Rahmen von Forschungsprojekten über die Kultur der priesterlosen Altgläubigen aus dem Gebiet Nischni Nowgorod, dem ehemaligen Gorki an der Wolga, zwischen 1988 und 1998 in Russland gemacht hat. Die Ausstellung ist bis zum 7. Februar von Montag bis Freitag, 10 bis 15 Uhr, in der Theologischen Fakultät zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Professor Meyer zu Schlochtern hob in seiner Begrüßung die eigene ästhetische Bildsprache hervor, die Lev Silber entwickelt habe, um Menschen zu fotografieren, für die Fotografie streng genommen Sünde bedeutet, da nur Heilige auf einem Bild „verherrlicht“ werden dürften. Die Fotografien dokumentierten für den Betrachtenden auf der einen Seite die religiösen Traditionen einer bis 1905 streng verfolgten Glaubensgemeinschaft, auf der anderen Seite berühren sie durch Portraits, die in sich ruhende, glückliche Menschen zeigt – trotz Verfolgung, Flucht und einem mühevollen Leben im Verborgenen.

Dr. Johannes Oeldemann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn und zugleich Vizepräsident der deutsch-russischen Gesellschaft Paderborn, informierte in seinem Vortrag über die Spaltung der russischen Orthodoxie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Anhänger der griechisch-orthodoxen und der russisch-nationalen Glaubenspraxis. Zar und Patriarch setzten die griechisch-orthodoxen Traditionen mit aller Macht durch. Den Bewahrern der früheren geistigen Ideale – den Altritualisten oder Altgläubigen – blieb nur die Flucht in entlegene Gebiete oder ins Ausland. Erst mit dem Toleranzedikt des Zaren im Jahr 1905, so führte Dr. Oeldemann aus, konnten sie ihre Religion frei ausüben, bis mit der Oktoberrevolution die Verfolgung erneut einsetzte. Neben den priesterlosen Gemeinden, die Lev Silber fotografiert hat, entwickelten sich auch Gemeinden mit Priestern. Eine der größten existiert heute in Moskau. Hier findet man im Gegensatz zu den priesterlosen Gemeinden auch junge Familien mit Kindern, die diesen Glauben praktizieren.

Lev Silber berichtete dem Publikum im Anschluss über die Entstehungsgeschichte der ausgestellten Fotografien und sein Leben. Er begleitete zwischen 1988 und 1992 insgesamt fünf Expeditionen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Moskau, Nischni Nowgorod und Sankt Petersburg zu den Dörfern der Altgläubigen mit dem Auftrag, alles Gesehene zu dokumentieren. Von 1996 bis 1998 besuchte er die Region erneut mit seiner Ehefrau Emma Silber-Petanova. „Mich interessieren Religionen als Philosophie und ich fotografiere spirituelle, intellektuelle Menschen, die ihre jeweilige Religion ausüben“, sagt Lev Silber: „Die Altgläubigen haben ihr Leben lang in ihren wie einen Schatz gehüteten religiösen Büchern gelesen, das zeigt sich in ihren Gesichtern und auch in ihrer Haltung.“

Lev Silber verließ die Sowjetunion, nachdem er ins Visier des KGB geraten war und zog nach Deutschland. Für das Fotografieren, so Lev Silber, sei die Kamera nur das Instrument, für ein gelungenes Foto benötige man aber auch Glück, Licht und den persönlichen Kontakt zu den Menschen, die man portraitieren will. In diesem Jahr wird er mit seiner Frau wieder nach Russland fahren, um altgläubige Gemeinden, die von Priestern geleitet werden, zu fotografieren.

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