Kirchenhistoriker erhält Friedrich-Spee-Förderpreis in Trier

Privatdozent Dr. Frank Sobiech für seine Habilitationsschrift von der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier ausgezeichnet

Privatdozent Dr. Frank Sobiech, seit Oktober 2017 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patrologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, wurde mit dem zehnten Friedrich-Spee-Förderpreis in der Remise des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Trier für seine herausragende Habilitation ausgezeichnet. Der versierte Kirchenhistoriker arbeitete über Friedrich Spee und die Gefängnisseelsorge der Jesuiten während der Hexenverfolgung in Deutschland im Fachgebiet Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg bei Prof. Dr. Dominik Burkard. Seine Habilitationsschrift trägt den Titel „Folter und Geständnis: Friedrich Spee SJ (1591-1635) in der Gesellschaft Jesu“ (Gutachter: Prof. Dr. Dominik Burkard, Würzburg; Prof. Dr. Helga Schnabel-Schüle, Fachbereich III – Neuere Geschichte, Universität Trier; Prof. Dr. Wolfgang Weiß, Würzburg).

Die Laudatorin, Privatdozentin Dr. Rita Voltmer, Vorsitzende der Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Trier, Fachbereich III, Geschichtliche Landeskunde, hob in ihrer Rede hervor, dass Frank Sobiech mit seiner Schrift weit über das hinausgegangen sei, was bislang die ältere Forschung zu Spee im Kontext des Jesuitenordens vorgelegt hat. Auf der Grundlage einer beeindruckend umfassenden Quellenanalyse in über 80 konsultierten Archiven, die ein höchstes Maß an Geduld, Sprachkenntnis und quellenkritischem Know-how erfordert, habe Sobiech mit seiner Habilitationsschrift zum ersten Mal eine vollständige Biographie Spees und eine Werkgeschichte seiner Cautio Criminalis vorgelegt. „Der Umfang des erschlossenen Quellenkorpus ist enorm, die souveräne Kenntnis und Handhabung der Forschung ringt Respekt ab“, formulierte Rita Voltmer: „Das hohe Vergleichs- und Reflexionsniveau und die differenzierten, abwägenden Ergebnisse lassen diese Monographie tatsächlich zu einem Handbuch, zu einer unentbehrlichen Lektüre für jeden werden, der sich mit Friedrich Spee, mit Gegenreformation, Konfessionalisierung, der Geschichte des Jesuitenordens und der Hexenverfolgung beschäftigen möchte.“

Dr. Sobiechs Festvortrag stand unter dem Titel „Urteilsvermögen gut und kritisch – Friedrich Spee auf dem Weg zum Hexenprozesskritiker“ und spannte den Bogen von einem Kurzgutachten des Mainzer Jesuitenrektors Hermann Bösendorff von Mai 1622 über den Theologiestudenten Spee bis hin zur maßstabsetzenden Bedeutung der Cautio Criminalis für rechtsstaatliche Verfahren.

Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Flötentrio der Karl-Berg-Musikschule Trier.

Den Friedrich-Spee-Förderpreis vergibt die Friedrich-Spee-Gesellschaft Trier seit 1993. Er ist in diesem Jahr mit 2.000 € dotiert und wird für herausragende Dissertationen und ähnliche Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern zu Friedrich Spee und seiner Zeit verliehen. Die Auswahl trifft eine unabhängige Fachjury. Friedrich Spee (1591-1635) wirkte seit 1623 als Seelsorger und Theologieprofessor in Paderborn, Köln und Trier. Er gilt als bedeutender katholische Barockdichter und wurde vor allem durch seine 1631 in Rinteln erschienene Schrift „Cautio Criminalis, seu de processibus contra sagas liber“ („Rechtliches Bedenken oder Buch über die Hexenprozesse“) bekannt, in der er sich in scharfer Form gegen das Verfahren der Hexenprozesse mit unter der Folter erpressten Geständnissen wandte.

Frank Sobiechs Würzburger kirchenhistorische Habilitationsschrift erscheint als Buchpublikation im November 2019: Jesuit Prison Ministry in the Witch Trials of the Holy Roman Empire: Friedrich Spee SJ and his Cautio Criminalis (1631) (Bibliotheca Instituti Historici Societatis Iesu; 80). Roma: Institutum Historicum Societatis Iesu 2019, ISBN-978-88-7041-380-9.

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