Unsichtbare Ströme vergangene Geschichten und Klänge stehen im Zentrum der Arbeit See me der Musikerin und Komponistin Anushka Chkheidze. Der erste Teil ihrer zweiteiligen Klanginstallation führt in das Kellergewölbe der Theologischen Fakultät Paderborn und nimmt direkt Bezug auf dessen historische Verbindung zur Pader. Im 16. Jahrhundert wurde ein aufwändiges Pumpsystem – die sogenannte Wasserkunst – entwickelt, um die Oberstadt mit Wasser aus der Pader zu versorgen. Auch die Jesuiten leiteten das Wasser zu ihrem Kloster, der heutigen Theologischen Fakultät. Als ihnen der Zugang zum Flusswasser verweigert wurde, erschlossen sie einen eigenen Brunnen zum unterirdischen Wasserlauf der Pader unter der Stadt.
Für diesen Brunnenkeller hat die Musikerin eine Art Klangporträt des Flusses komponiert, dass die unsichtbaren Adern der Pader erfahrbar machen möchte. Dafür arbeitete sie mit Tonaufnahmen der Pader, Chorgesängen aus der Fakultät und weiteren akustischen Elementen.
Im zweiten Teil der Arbeit – im Rosengarten des Schlossparks in Schloß Neuhaus, wo die Pader mit der Lippe zusammen fließt – treffen unterschiedliche Geräusche aufeinander, die den Fluss seit seinem Auftauchen im Quellgebiet begleiten. Orgelklänge aus dem Dom in der Innenstadt, Wasserrauschen, Wind und Vogelrufe werden in der melodischen Komposition der Künstlerin zu einer offenen, lebendigen Klanglandschaft.
Für die Arbeit See me hat Anushka Chkheidze mit Tobias Aehlig, Domorganist des Paderborner Doms, dem Chor der Theologischen Fakultät Paderborn, Christoph Gockel-Böhner und Guido Sehrbrock zusammengearbeitet.
Anushka Chkheidzes Praxis vereint elektronische Verarbeitung, Feldaufnahmen und räumliche Audio-Techniken. Sie verknüpft diese Elemente oftmals mit Stimmen und Tönen lokaler Sängerinnen und Musikerinnen. Dabei entstehen poetische Klanglandschaften, die einen Zugang zur eigenen auditiven Wahrnehmung schaffen.
Text: Programmheft zur Ausstellung