In drei Impulsvorträgen wurde der Charismatische Katholizismus aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen. PD Dr. Burkhard Neumann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik Paderborn, nahm die konfessionsgeschichtliche und historische Einordnung dieser Phänomene vor. Er zeichnete die Entwicklung des Pentekostalismus von den Anfängen in Los Angeles über die ersten Ansätze in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der evangelischen Kirche bis hin zu der Mitte des 20 Jahrhunderts u.a. von Prof. Dr. Heribert Mühlen, dem ehemaligen Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Fakultät, angestoßene Charismatische Bewegung und die seit 1980 von den Neopentakostalen ausgelöste „dritte Welle des Heiligen Geistes“ nach. Außerdem machte er die Teilnehmenden mit den prägenden Elementen wie Geisttaufe, Zungenrede, Lobpreis, Anbetung und Altarruf vertraut. In der nachfolgenden Diskussion wurden u.a. die ökumenischen Kontakte, aber auch die Gefahr von geistlichem Missbrauch und Manipulation sowie die Nähe zur Mystik und die praktische Lebenshilfe diskutiert. „Der Charismatische Katholizismus ist ein rasch wachsendes, weltweites Phänomen“, resümierte Dr. Neumann: „Es kann unsere Glaubenspraxis bereichern, muss aber theologisch diskutiert werden.“
Gemeinsam mit der Abteilung Fortbildung für das pastorale Personal im Erzbistum Paderborn und dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik richtete die Theologischen Fakultät Paderborn die Fortbildungsveranstaltung „Charismatischer Katholizismus – das Zukunftsmodell der Kirche?“ aus. Die Rezeption charismatischer Religiosität mit ihrem Fokus auf dem emotionalen Erleben ist auch innerhalb der katholischen Welt nicht mehr zu übersehen. Und dass es ausgerechnet charismatische Gruppen und Events sind, die viele – und gerade auch junge Menschen – auf der Suche nach einer geistlichen Heimat ansteuern, irritiert nicht wenige. Der Studientag gab den Priestern, Diakonen, Pastoral- sowie Gemeindereferentinnen und -referenten Gelegenheit, wissenschaftliche Erklärungen und Einblicke in den Charismatischen Katholizismus zu erhalten, Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen und offene Fragen im Gespräch zu klären. Prof. Dr. Dr. Andreas Koritensky, Lehrstuhlinhaber für Systematische Philosophie und Sekretär der Fakultät, gestaltete den Studientag gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Stoll, Lehrstuhlinhaber für Dogmatik und Dogmengeschichte und Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik Paderborn, und PD Dr. Burkhard Neumann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik Paderborn sowie Jun.-Prof. Dr. Cornelia Dockter, Lehrstuhlinhaberin für Ökumenische Theologie, als Moderatorin. Im Focus standen Fragen wie: Woher kommt das charismatische Christentum und was sind seine Erfolgsrezepte? Welche Aspekte des charismatischen Zugangs zum Christentum können problematisch sein? Wie kann eine Kultivierung und Integration religiöser Emotionen in einer katholischen Spiritualität aussehen?